Vorstellungsgespräch: Eigene Fragen
Warum sind Fragen für Bewerber eigentlich ein so wichtiges Instrument im Vorstellungsgespräch? Wann ist der richtige Moment für meine Frage und wie stelle ich diese am besten? Wie zeige ich aufrichtiges Interesse, ohne dabei Unwissenheit auszustrahlen? Von Funktion über Timing bis hin zur Fragetechnik: Wir haben die Antworten.
Die Rollen im Vorstellungsgespräch sind klar verteilt: Als Bewerber musst Du Deinem potentiellen Arbeitgeber Rede und Antwort stehen und die Personaler von Deiner fachlichen und sozialen Eignung überzeugen. Mit klugen Fragen an den passenden Stellen kannst Du diese einseitige Gesprächssituation aufweichen: Indem Du die Initiative ergreifst, stärkst Du Deine Verhandlungsposition und sendest wichtige Signale.
Fragen über Fragen
Als Sprechakte erfüllen Fragen eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Funktionen, wobei die Bedeutung zwischen Inhalt und Form eines Fragesatzes nicht immer deckungsgleich ist. Auch verlangen nicht alle Fragen nach einer Antwort – oder hast Du noch nie von einer rhetorischen Frage gehört?
Während die meisten Fragen auf Sachebene auf den Erhalt von Informationen abzielen, findet parallel auf Beziehungsebene ein nicht minder bedeutsamer Austausch zwischen den Gesprächsteilnehmern statt. Häufig sind Fragen in diesem Zusammenhang z.B. Ausdruck von Höflichkeit, Wertschätzung oder Interesse.
Als gekonnter Fragesteller kannst Du Dir im Vorstellungsgespräch diese Vielseitigkeit zu Nutze machen und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wenn Du die Sach- und Beziehungsebene verbindest oder Dir zumindest bewusst machst, demonstrierst Du mit einer sorgfältig formulierten Frage gleichzeitig Sachverstand und Persönlichkeit.
Wer nicht fragt, bleibt dumm?
Eine Frage ist also nicht zwangsläufig Ausdruck von Unwissenheit. Ohnehin solltest Du in dieser Hinsicht keine Hemmungen haben und Deiner Neugier grundsätzlich freien Lauf lassen. Natürlich solltest Du Dich trotzdem auf jedes Vorstellungsgespräch angemessen vorbereiten und im Zuge Deiner Recherche möglichst viele Informationen über Deinen potentiellen Arbeitgeber einholen. Je zugänglicher und schärfer das Profil eines Unternehmens, desto eher erwarten die Personaler auch Dein Wissen um entsprechende Informationen.
Am besten überlegst Du Dir deshalb bereits im Vorfeld, welche Fragen Du stellen möchtest und in welcher Absicht, eventuell sogar bis hin zu konkreten Formulierungen. Welche Unklarheiten existieren in Bezug auf die ausgeschriebene Stelle und die Konditionen? Ist die Organisationsstruktur des Unternehmens oder der Abteilung für Dich nachvollziehbar und verständlich? Mit inhaltlichen Fragen kannst Du Deine vorhandene Expertise unter Beweis stellen und so idealerweise für den Job relevante Kompetenzen vermitteln. Oder Du untermauerst Dein Interesse an der Stelle in Form einer gezielten Nachfrage, indem Du Bezüge zu Deiner Vorbereitung herstellst: „Auf Ihrer Webseite habe ich gelesen, dass…“
Natürlich willst Du Dich im Vorstellungsgespräch bestmöglich präsentieren. Dennoch solltest Du im Zweifel mit offenen Karten spielen und auch reelle Bedenken aussprechen. Wenn Du z.B. aufgrund von Einschränkungen besondere Bedürfnisse hast, ist es nicht zuletzt in Deinem eigenen Interesse, Dich zu versichern, dass diese von einem möglichen Arbeitgeber ausreichend berücksichtigt werden. Vielleicht bist Du in der Ausschreibung über eine bestimmte Anforderung gestolpert, der Du nur bedingt gerecht zu werden glaubst. Auch hier lohnt sich mitunter eine Nachfrage. Schließlich kennen die Personaler Deine Bewerbungsunterlagen und haben Dir mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch eine erste Qualifikation ausgesprochen. Andererseits solltest Du Deine Tauglichkeit auch nicht unnötig selbst in Frage stellen und eventuelle Unsicherheiten nur bei berechtigtem Anlass thematisieren.
Wäge also stets ab, ob eine Frage das Risiko birgt, Dich fachlich oder persönlich zu diskreditieren. Inhaltliche Fragen im Vorstellungsgespräch sind kein Selbstzweck, d.h. Du solltest keine überflüssigen Fragen stellen, nur um einer vermeintlichen Erwartung Deines Gegenübers gerecht zu werden. Zwar birgt die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen, viel Potential, Dein Profil als Bewerber zu schärfen und mit ein wenig Vorbereitung lassen sich in der Regel immer passende Fragen finden; wenn am Ende aber keine Fragen offen bleiben sollten, ist dies trotzdem nicht unbedingt eine vertane Chance, sondern viel mehr ein Indiz für einen gelungenen Gesprächsverlauf. Zumindest dies kannst Du dann aber auch genauso äußern.
Timing und Technik
Ein konventionelles Jobinterview beinhaltet in aller Regel am Ende immer ein designiertes Zeitfenster für eigene Fragen. Falls Dir der Ablauf des Gesprächs nicht zu Beginn grob skizziert wird, kannst Du Dich danach erkundigen.
Ein aufmerksamer und aktiver Gesprächspartner ist immer auch ein guter Zuhörer. Du solltest dem Gesprächsverlauf stets folgen und erkennen, wann sich ein geeigneter Moment für eine Nach- oder Zwischenfrage bietet. Bemühe Dich, von Beginn an ein Gespür für die Gesprächssituation zu entwickeln und Dich darauf einzustellen. So kannst Du entscheiden, ob sich Dein Gegenüber gerade eher auf der Sach- oder der Beziehungsebene bewegt, wann Zeit für Small Talk ist oder ob eher Diskretion gefragt ist.
Reagiere flexibel, anstatt stur Dein vorbereitetes Programm abzuspulen. Verabschiede Dich von einer Frage, wenn diese im Verlauf des Gesprächs bereits hinreichend beantwortet wurde und lausche stets nach Informationen, die eine sofortige oder spätere Rückfrage zulassen. Damit Du nichts vergisst, kannst Du Dir während des Gesprächs Notizen machen.
Generell sind konkrete allgemeineren Fragen vorzuziehen, weil erstere eine intensivere Auseinandersetzung mit der Materie offenbaren. Ähnlich verhält es sich mit offenen und geschlossenen Fragen: Auch wenn Du ausschließlich auf eine bestimmte Information aus bist, formuliere Deine Frage so, dass diese nicht nur mit ja oder nein beantwortet werden kann. Wenn Du Deinerseits von einer Frage kalt erwischt wirst, kannst Du mit einer Nachfrage auch wertvolle Zeit gewinnen. Auch kannst Du eine vermeintliche Nachfrage nutzen, um eine Aussage Deines Gegenübers noch einmal präzise zusammenzufassen und auf Dich anzupassen: „Sie suchen also einen Mitarbeiter, der…?“ Oder: „Das klingt nach einer spannenden Aufgabe, die ich gerne übernehmen würde!“
Fazit
Für die Gestaltung eines Vorstellungsgesprächs sind Deine individuelle Ausgangssituation und die daraus resultierenden, gegenseitigen Erwartungen entscheidend. Als Berufsanfänger oder Quereinsteiger kannst Du mit einer gewissen Unbedarftheit Fragen stellen, die einem Bewerber mit langjähriger Erfahrung zum Nachteil ausgelegt werden würden. Im Gegenzug verschafft ein etablierter, eigener Marktwert eine selbstbewusste Verhandlungsposition, etwa in sensibleren Fragen nach Gehalt und Perspektiven, welche die Motivation eines Bewerbers in Zweifel ziehen könnten.
Du solltest diese Gegebenheiten daher unbedingt berücksichtigen und Dein Auftreten im Vorstellungsgespräch insgesamt daran anpassen. Auch auf die Gefahr hin, einmal ins Fettnäpfchen zu treten: Besser die Initiative ergreifen und eine Frage stellen, als in der Passivität zu verharren. Schließlich gibt es bekanntlich keine dummen Fragen, nur dumme Antworten!
- Recherchiere und formuliere in Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch relevante Fragen
- Lies die Gesprächssituation, höre aufmerksam zu und reagiere flexibel auf den Gesprächsverlauf
- Mach Dir während des Gesprächs Notizen und erkenne den geeigneten Moment für Nach- und Rückfragen
- Stelle möglichst offene und konkrete Fragen, die Deine Eignung und Dein Interesse als Bewerber hervorheben
- Diskreditiere Dich nicht durch unnötige oder überflüssige Fragen
- Passen Deine Fragen gezielt auf Deine individuelle Situation und die spezifische Stelle an
Noch Fragen? Dann auf zum nächsten Vorstellungsgespräch! Jede Menge attraktiver Jobangebote in Deiner Region, die Dich garantiert neugierig machen, findest Du in unserem Stellenmarkt!